“Ich bin mittlerweile seit zehn Jahren in Berlin und hab auch nicht vor, das zu ändern”, schwärmt Alex Bender über ihre Wahlheimat. Die Designerin mit Wurzeln in Mittelfranken ist vor einem Jahr mit ihrem Freund Fabian auf die Halbinsel Stralau in Friedrichshain gezogen – ein ruhiges, grünes Fleckchen inmitten des quirligen Berliner Bezirks. 

Alex’ Dreiraumwohnung ist zugleich auch ihr Arbeitsort. In ihrem lichtdurchfluteten Atelier fertigt sie in liebevoller Handarbeit Ledertaschen für ihr Label alexbender, umgeben von zahlreichen Pflanzen und mit Blick auf die Spree. Wir haben Alex in ihrem erfrischend bunten Zuhause besucht und uns mit ihr über mutige Farbkombinationen, schräge Fundstücke, Ordnungsliebe und DIY-Tipps unterhalten.

Du betreibst dein eigenes Taschenlabel. Wie bist du dazu gekommen?

Ich habe Modedesign in Pforzheim studiert und war schon damals von Leder begeistert. Während eines Praktikums habe ich dann meine ersten Ledertaschen entworfen und genäht. Nach dem Studium bin ich in Berlin gelandet und habe 2011 den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt.

Ich entwerfe halbjährlich neue Handtaschen, Clutches und kleine Partytaschen, wobei die Modelle eher minimalistisch und zeitlos als trendy sind. Ich versuche mit meinen Produkten der Schnelllebigkeit der Mode entgegenzuwirken. Sie sollen nicht nur eine Saison lang gefallen, sondern jahrelang halten.

 

Wo findest du all die originellen Möbelstücke in deiner Wohnung?

Viele meiner Möbel sind über die Jahre zu mir gekommen. Einige sind vom Flohmarkt oder aus Second-Hand-Läden, andere von meiner Oma. Jedes Stück hat eine Geschichte. Das meiste stammt aus meinem Heimatort in Mittelfranken. Manche Vintage-Stücke habe ich selbst angemalt und customized.

Seit ich in Berlin wohne, bin ich eigentlich im Anstreichfieber. Es ist ein einfacher Handgriff, der für ein tolles Ergebnis sorgt. Klar, ein bisschen Aufwand ist schon damit verbunden, aber es lohnt sich. Unser Bett und die Bücherregale hat ein Freund von mir gebaut, der Tischler ist. Entworfen ist beides von mir.

 

Was inspiriert dich?

Ich schaue mir viel auf Pinterest und Instagram an. Es gibt so viele tolle Künstler und Designer, die mich ansprechen. Auch Online-Magazine wie iGNANT inspirieren mich. Ich bin ein großer Fotografie-Fan und habe auch einen Blog mit eigenen Fotos auf meiner Website. Die Ausstellungen im C/O Berlin finde ich super inspirierend.

Wir waren vor kurzem in Antwerpen, wo es sehr viele gute Einrichtungsläden mit Möbeln und allerhand schönem Krimskrams gibt. Kleine Shops mit kuratierten Kollektionen finde ich ganz besonders interessant.

5 Wohntipps von Alex

Ich finde, man kann sich bei der Auswahl von Wandbildern ruhig etwas trauen.

1. Wandkunst kreativ kombinieren

Gleich im Flur springt uns eine Wandcollage ins Auge, die das Paar aus kuriosen Fundstücken zusammengestellt hat: Kleideraufhänger aus einem stillgelegten Freibad, Katzenteller vom Flohmarkt, eine kleine Melonentasche aus Griechenland.

Das Wohnzimmer ist mit selbstgemachten Wandbehängen dekoriert. Diese bestehen aus recycelten Lederresten in bunten Farben, die Alex erst in gleich große Streifen geschnitten, dann mit Klebeband auf einem Pappkarton fixiert und in Reihen angenäht hat.

Kuratoren-Tipp: Dynamische Architekturmotive wie die New-York-Prints von Remko Heemskerk bilden einen spannenden Kontrast zu pastellig-soften Vintage-Möbeln und Altbau-Charme.


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Mich beruhigt es, Dinge zu ordnen. Ich hab schon als Kind Spaß daran gehabt, mein Regal zu sortieren.

2. Ordnung schaffen

Kreatives Chaos? Fehlanzeige! Sammelleidenschaft und Ordnungsliebe gehen im Hause Bender Hand in Hand. Vom Kräuter- und Gewürzregal in der Küche über das farblich sortierte CD-Regal bis hin zu den bunten Gewändern an der Kleiderstange hat alles seine Ordnung. 

Alex’ Atelier ist funktional eingerichtet, Lederzuschnitte und Nähutensilien wollen schließlich immer greifbar sein. Ihre Taschen präsentiert die Designerin an einer Hängestange, die sie aus einem Rundholz und zwei Lederbändern gebastelt hat. Durch das Südseitenfenster ist der Raum in warmes Tageslicht getaucht, Zimmerpflanzen sorgen für eine angenehme Atmosphäre.

Farben sind wichtig für mein Wohlgefühl, ich mag bunte und mutige Kombinationen. Aber nur, solange die Harmonie stimmt.

3. Mut zu Kontrasten

In der hellen Altbauwohnung entdecken wir jede Menge ausgefallener Fundstücke, personalisierter Möbel, Wohnaccessoires und Wandkunst in satten Eiscremefarben, die unsere Gastgeberin gekonnt in Einklang bringt. Neuanschaffungen müssen zum vorhandenen Farbspektrum passen. Dieses basiert eher auf Pastelltönen als grellen Farben, Schwarzweißes oder Graues kommt gar nicht erst ins Haus.

Ob Wandbild, Sofakissen oder Möbelstück: Der Look lebt von gezielt gesetzten Farbakzenten und harmonischen Kontrasten. So hat Alex passend zum roten Boden in ihrer Küche eine Palette aus Apricot- und Rottönen gewählt, die in Küchenstühlen, Vorhängen und Wanddeko wiederkehren.

Für Alex’ Küche hat unser Kuratorenteam zwei saftige Food-Prints ausgewählt. “Breakfast For Two” macht Lust auf frische Früchte, “Melting Marshmallow Popsicle” weckt Sommergefühle und wird lässig an die Wand gelehnt. In beiden Designs trifft Minimalismus auf satte Pastelltöne: Sie fügen sich effektvoll in das rosa-rötliche Farbspektrum ein.

 
Die Mischung aus Alt und Neu finde ich persönlich sehr spannend. Und ältere Vintage-Stücke kann man mit ein bisschen Farbe wunderbar aufmöbeln.

4. Altes mit Farbe aufpeppen

Man muss sich nicht immer gleich neue Möbel zulegen, um frischen Wind in die Wohnung zu bringen. Oft greift Alex zu Lackfarben und Pinsel, um in die Jahre gekommenen Fundstücken einen jungen, individuellen Look zu verleihen. Das gelbe Metallspind und das mintgrüne Wohnzimmerregal sind tolle Beispiele dafür, wie ein neuer Farbton das Möbelstück und damit sogar die gesamte Raumwirkung verwandeln kann.

Als nächstes möchte die Designerin ihren Vintage-Küchenschrank lackieren. Die Wahl ist bereits auf einen hellen Rosaton gefallen, der das “70er-Jahre-Braun” und den einen oder anderen Fleck kaschiert.

Pflanzen gehören für mich unbedingt dazu, da sie ein angenehmes Raumklima schaffen. Mittlerweile hat sich die ganze Wohnung in einen kleinen Dschungel verwandelt.

5. Blühende Mitbewohner

In Alex’ Altbauwohnung tummeln sich insgesamt 44 Zimmerpflanzen, die dank reichlich Tageslicht und Liebe auch prächtig gedeihen – ganz besonders im Bad und im Arbeitszimmer. Tendenz steigend, denn die kreative Hausherrin ist nicht nur mit einem Händchen für Farben, sondern auch mit einem grünen Daumen gesegnet.

Zu ihren Lieblingen zählen Forellenbegonien (wegen der hübsch gepunkteten Blätter), die Grünlilie (sehr pflegeleicht) und der Chinesische Geldbaum (wächst schnell). Ihre Pflanzen arrangiert die Designerin in Terrakotta-Töpfen und Makramee-Blumenampeln. In Zukunft möchte sie auch die Blumentöpfe selbst herstellen – deshalb steht demnächst ein Töpferkurs auf dem Plan.


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Text: Valeria Sambale