Ein feines Netz von Blattadern, ein Zweig, der sich gegen die Morgensonne abzeichnet oder die Umrisse von Nadelwäldern am Horizont: Mareike Böhmer ist fasziniert von den vollkommenen organischen Strukturen, die die Natur hervorbringt. Wir haben die Grafikdesignerin zu Hause in Bad Nauheim in Hessen besucht und sie auf eine Fotosafari begleitet. Dort erzählte sie uns, wie sie ihre Liebe zu Pflanzen mit ihrer Begeisterung für klare Linien, grafische Muster und skandinavischen Minimalismus in Einklang bringt.

Wie sieht ein typischer Tag in deinem Leben aus?

An vier von fünf Tagen in einer Woche verbringe ich den Tag im Home Office. Ein wichtiges Ritual dabei ist der erste Kaffee am Morgen. Dabei überlege ich mir die To-dos für den Tag. Manchmal habe ich Dinge zu tun, bei denen ich eine Deadline einhalten muss. Meistens kann ich aber einfach tun, was ich will. Und am liebsten sitze ich an meinen Grafiken oder bearbeite meine Fotos. Zwischendurch gehe ich raus, um auch mal an die frische Luft zu kommen oder um mich mit Freunden zum Mittagessen zu treffen.

Und an dem fünften von den fünf Tagen, an dem ich dann nicht im Büro sitze, fahre ich weg um schöne Dinge und Orte zu fotografieren oder um mal abzuschalten und neue kreative Energie zu tanken.

 

Pflanzen sind ein wiederkehrendes Motiv in deinen Arbeiten. Was fasziniert dich so an ihnen? Was begeistert dich an Nahaufnahmen?

Ich bin schon eine lange Zeit fasziniert von Pflanzen aller Art. Ich bin schon früher durch die Gegend spaziert, oft mit dem Kopf hochgestreckt um mir die Silhouetten der Bäume anzuschauen. Je nach Tageszeit, Wetter und Jahreszeit sehen sie auch immer anders aus. Pflanzen haben für mich auch den ganz pragmatischen Vorteil, dass man sie überall findet. Dafür brauchst du nicht weit weg zu fahren. Mit Kind kann ich nicht mehr einfach so in ferne Länder reisen um tagelang Landschaften zu fotografieren.

Die Makrofotografie ist für mich ein unglaublich spannendes Werkzeug um die Schönheit von „alltäglichen“ Pflanzen zu zeigen, an denen viele Leute einfach vorbeilaufen. Ich kann eine halbe Stunde voller Freude dieselbe Pflanze und all ihre Details fotografieren, um ein paar Stunden später in einer anderen Lichtstimmung wiederzukommen und dann komplett andere Ergebnisse zu bekommen.

Ich bin schon eine lange Zeit fasziniert von Pflanzen aller Art.

Du liebst das Spiel mit geometrischen Formen wie Kreisen und Dreiecken. Woher kommt deine Faszination für Geometrie?

Das ist eine wirklich gute Frage, auf die ich leider keine wirkliche Antwort habe. Im Gegensatz zu den organischen Formen in der Natur, von denen ich ja auch sehr fasziniert bin, liefern mir geometrische Formen eine gewisse Berechenbarkeit und Strenge. Ich mag die Ordnung (auch wenn ich sie oft nicht halten kann) und bin in den letzten Jahren ein Fan des Minimalismus geworden. Beim Spiel mit geometrischen Formen kann ich diese Vorlieben gut ausleben, kann mich aber auch davon distanzieren, wenn ich sie mit natürlichen organischen Formen oder wilden Texturen kombiniere.

Welche Pläne hast du für 2018?

Das kommende Jahr wird für mich besonders spannend, weil ich mich in einem neuen Feld probiere und sich Anfang 2018 zeigen wird, ob es klappen kann. Ich habe in den vergangenen Monaten einige Muster-Kollektionen gestaltet, die dann für Heimtextilien oder die Fashion-Industrie angeboten werden. Ich bin ein kleiner Interior-Junkie und habe fast alle Wohnzeitschriften abonniert, die man so bekommen kann… So schien mir dieser Schritt als sehr passend. Aber natürlich will ich weiterhin Grafiken und Fotos machen und träume von einer Foto-Reise nach Island oder die Färöer Inseln.

 

Text: Valeria Sambale